Die folgende Zusammenfassung zur Geschichte gibt einen von Wilhelm Freiherr von Linden zum 80-jährigen Bestehen der Friedhofskapelle und des Familienfriedhofs verfassten Artikel verkürzt wieder.
Im Jahre 1855 hatte der Königlich württembergische Kammerherr und Regierungspräsident des Neckarkreises Carl Freiherr von Linden das Schloss in Hausen gekauft. Seine Mutter Mathilde Freifrau von Linden, geb. Gräfin Leutrum von Ertingen, war übrigens eine Urenkelin des Erbauers dieses Schlosses, Christoph Heinrich Besserer von Thalfingen. Nach dem Tod von Carl zog die Familie von Ludwigsburg nach Stuttgart. Carl's Sohn Hugo Freiherr von Linden, Königlich württembergischer Kammerherr, Staatsrat und Ministerialdirektor im württembergischen Ministerium des Äusseren, entschloss sich, einen Familienfriedhof auf eigenem Grund und Boden in Hausen anzulegen und eine Friedhofskapelle zu bauen.
Nach gemeinsamer Planung mit dem befreundeten Architekten Edmund Capitain wurde am 3. August 1906 der "erste Spatenstich" für die Friedhofsmauer und gleichzeitig auch für den Bau der Kapelle im gotischen Stil ausgeführt.
Friedhof und Kapelle waren nach einjähriger Bauzeit fertiggestellt und konnten am
27. August 1907
durch Pfarrer Albrecht von Aufheim geweiht werden (die Kapelle ist den Personen unter dem Kreuz geweiht). An die Weihe schloss sich ein feierliches Hochamt mit gesungener Choralmesse an. Anwesend war auch der evangelische Pfarrer Wachter von Holzschwang.
Die Errichtung des Familienfriedhofs und seiner neugotischen Kapelle wurde damals mit Zustimmung aufgenommen. Die Presse rühmte die Erhaltung des Baumbestandes, die Terraingestaltung und die Bereicherung des Landschaftsbildes. "Es ist ein anmutiges Bild, das uns die perspektivische Ansicht des Kapellchens bietet" und "organisch entsteigt es dem welligen Boden und harmonisch stimmt es zum benachbarten Schlosse" heisst es in den Monatsblättern für christliche Kunst, Der Pionier im 3. Heft des Jahres 1909. In diesem Artikel wird auch detailliert auf die Architektur der Kapelle eingegangen.
Besondere Gottesdienste in der Kapelle waren das Requiem zur Beisetzung des am 17.11.1914 in Polen gefallenen Sohnes Franz-Karl Freiherr von Linden, den seine Eltern nach Hausen heimgeholt hatten, die Trauung des Sohnes Hugo Freiherr von Linden ("Gogo") mit Xaverina Freiin von Loe ("Vera") und die Erstkommunion der Enkeltochter Brigitte Freiin von Linden.
Nach dem Tod des Erbauers Hugo Freiherr von Linden am 10. 01.1936 und seiner Gemahlin Elisabeth, geb. Schenk Freiin von Stauffenberg am 20.04.1939 wurde in der Kapelle kein Gottesdienst mehr gehalten bis zur Beisetzung von Wera Freifrau von Linden, die am 02.02.1942 in Kiel verstorben war und auf dem Familienfriedhof in Hausen ihre letzte Ruhe fand.
Bei Kriegsende wurde die Kapelle gewaltsam erbrochen und das Innere zerstört. Es wurden ausserdem die Kapellenfenster mit ihren Butzenscheiben entwendet. Das Glockentürmchen wurde durch einen Sturm vom Dach gerissen.
Der damalige Eigentümer der Kapelle, Hugo Freiherr von Linden ("Gogo") verfügte, dass die Kapelle und der Familienfriedhof nach seinem Tode allen Mitgliedern der Familien gemeinsam gehören sollten. Nach seinem Tode am 12.05.1971 übernahm es sein jüngster Bruder Wilhelm Freiherr von Linden, geeignete Maßnahmen zu treffen, um die Kapelle und den Familienfriedhof wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen und zu erhalten. Zusammen mit den anderen Familienmitgliedern gründete er am 01. November 1981 den Verein Friedhofskapelle in Hausen mit dem Vereinszweck, die Friedhofskapelle mit dem sie umgebenden Familienfriedhof als Baudenkmal und als Gotteshaus zu erhalten.
Die Kapelle wurde 1977 als Baudenkmal gem. Art. 1 Abs. 2 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen worden. Es findet sich dort folgender Eintrag:
"Kath. Gruftkapelle, Landkreis Neu-Ulm - Große Kreisstadt Neu-Ulm - Hausen, ehem. zum Schloß gehörig, schlicht neugotisch, 1907 nach Plan von Edmund Capitain; mit Ausstattung; 500 m nördlich des Schlosses.".
Übrigens gibt es in Hausen neben Kapelle und Schloss noch zwei weitere Denkmäler unter Denkmalschutz: ev.-luth. Kirche St. Ulrich und spätmittelalterliches Steinkreuz an der Straße nach Gerlenhofen.
Erster Ansprechpartner für Fragen des Denkmalschutzes und für Zuschussanträge ist die Untere Denkmalschutzbehörde Neu-Ulm (zur Denkmalpflege siehe auch Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege und Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst).
Für die kirchlichen Belange ist die Pfarrkirchengemeinde "St. Johannes Baptista" in Aufheim zuständig. Zugunsten dieser Pfarrkirchengemeinde ist für die Kapelle eine beschränkt persönliche Dienstbarkeit eingetragen. Nach Par. 7 der Vereinssatzung würde das Vermögen des Vereins bei seiner Auflösung oder bei Wegfall steuerbegünstigter Zwecke an die Kath. Pfarrei St. Johannes Baptista in Aufheim fallen, die es "unmittelbar und ausschließlich für gemeinnützige oder kirchliche Zwecke zu verwenden hätte".
Die Kapelle (Inneres) kann nach Vereinbarung mit dem Vorsitzenden des Verein Friedhofskapelle in Hausen besichtigt werden. Der die Kapelle umgebende Friedhof ist öffentlich zugänglich. Kapelle und Friedhof können mit öffentlichen Verkehrsmitteln (http://www.efa-bw.de/) erreicht werden. Zielort: Neu-Ulm, Haltestelle: Von-Halle-Straße. Nach Fahrplan beträgt die Fahrtzeit ab Ulm/Hauptbahnhof je nach Tageszeit eine knappe halbe bis eine Stunde. Von der Haltestelle Von-Halle-Str. sind es noch ca. 10 Minuten zu Fuß.
Erhaltungsmaßnahmen
Die unmittelbar nach Gründung des Vereins durchzuführenden Erhaltungsmaßnahmen gliederten sich in mehrere Bauabschnitte. Es wurden zunächst das Dach und die Aussentreppe instand gesetzt (1982/83). Im zweiten Bauabschnitt folgte die Erneuerung der Fenster (1984) gefolgt vom Aussen- und Innenanstrich (3. Bauabschnitt 1985/86). Die Friedhofsmauer wurde im 4. Bauabschnitt (1987/88) instand gesetzt. Schließlich erhielt die Kapelle im 5. Bauabschnitt (1990/91) wieder ihr Glockentürmchen mit Wetterhahn. Im Jahre 1990 wurde ausserdem eine Blitzschutzanlage installiert.
Weiterhin ist die Erneuerung der Grabsteine für Hugo Freiherr und Mathilde Freifrau von Linden sowie die Herstellung eines Grabsteins für Carl Freiherr von Linden zu nennen.
Im Jahre 1993 wurden feuchtebedingte Schäden an der Aussenmauer der Kapelle und an der Friedhofsmauer festgestellt. Zu dieser Zeit reichten allerdings die finanziellen Mittel des Vereins für die erforderliche Sanierung nicht aus. Erst im Mai 2002 konnte mit der "Sanierung 2002" begonnen werden, deren Grundlage ein 1999 in Auftrag gegebenes Gutachten des ö.b.u.v. Gutachters Dr. Reul (Illertissen) darstellt. Diese Sanierung verschlang ca. 34.400 Euro, was etwa einem Drittel der bisher insgesamt aufgewendeten Mittel für Erhaltungsmaßnahmen entspricht. Die Sanierung 2002 wurde von Herrn Dr. Reul, der auch die Arbeiten leitete, hervorragend dokumentiert. Neben dem Gutachten liegen zehn "Ortsterminprotokolle" und ein Abschlussbericht vor. Bilder vom heutigen Zustand sind unter "Media" einzusehen.
Weitere Details zu allen bisher durchgeführten Erhaltungsmaßnahmen können der Vereinschronik entnommen werden (bitte beim Vorstand anfragen).
Zuschussgeber
Da der Verein die zur Erhaltung der Friedhofskapelle erforderlichen finanziellen Mittel nicht allein aufbringen kann, sind wir auf Unterstützung durch kirchliche, staatliche und andere Stellen angewiesen. In der Vergangenheit wurden wir neben privaten Spendern von folgenden Zuschussgebern maßgeblich unterstützt:
Bischöfliche Finanzkammer Augsburg
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
St. Georgen-Verein der württembergischen Ritterschaft e. V.
Bezirk Schwaben
Landkreis Neu-Ulm
Stadt Neu-Ulm
Standort der Friedhofskapelle in Hausen bei Neu-Ulm, Bayern